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Vier

Der Reim ist TOD.
Beim Mauerfall der ernsten Worte
starb er flugs,
seit langem krankte er
und ungepflegt
versumpfte er im Sommerloch der Werbung.
Wir sind hier zu singen.
Alles geht!
Nur reimen kann es sich nicht mehr.
Der Reim ist tod!
Unbeengt hängen wir die Worte
rasend - schnell
an sonnenfreien Himmel,
formen Wolken,
Autos, Liebe draus
und stürzen
wildgeworden
Bilderfluten in das Firmament.
Warum den Satz zerhacken,
dort wo nur ein Reim sein muss?
Setz das Beil
nur mutig dort an jede Sollbruchstelle,
trenne dort
wo Inhalt Trennung will.
Die Form kommt nach!
Der Reim ist Tod!
Begrab' die Leiche nicht,
sollen doch die Geier
die alten Verse plündern,
gelangen doch die Worte dann
zurück in unsre Mitte!
Sprich die alten Hymnen
Kontraversbetont,
ein bessrer Text
belohnt den Schnitt
befreit von Fesseln
glänzt uns dann ein neuer Sinn.
Der Reim ist Tod.
Doch töte ihn auch weiterhin,
im Kampf um Worte
wirst Du siegen,
lässt Du Überkommnes endlich weg!
Es ist des Reimes Künstlichkeit
nicht die Natur der Worte.
Und hindert nicht
die labyrinthne Suche
nach Reimeswort
das wahre Richtigwort zu nutzen?
Wieviel Lebenszeit
vertan durch
ewigwährend Findenmüssen?
Der Reim ist tod!


Last updated 03.02.2003